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Traumhaft schön

Premiere im Figurentheater Stuttgart: Ann-Kathrin Klatt berührt mit „Klamotte & Bass“

Von  Brigitte  Jähnigen

Zwei Wesen im Dialog. Knisternd, schabendin einem braunen Papiersack das eine. Klopfend,auf den Saiten eines Kontrabasses raschelnddas andere. Und dann ein paar jazziggezupfte Töne von Judith Goldbach aufdem Instrument, und aus dem Sack schlüpftAnne-Kathrin Klatt im grauen Ganzkörperanzug,mit Hut, vor dem zwinkernden Augenpaareine getönte Brille. Sie hüpft unsicherumher, hebt und senkt die buckligenSchultern, entlockt einem über die Bühnegespannten Seil mit einem kleinen Besen einpaar Töne, hängt sich mit zwei Fingern amSeil fest.Anne-Kathrin Klatt spielt ein lichtscheuesFlügelwesen, genannt Klamotte, das, voneinem Lichtstrahl getroffen, die Welt zu erobernbeginnt. Klamotte ist kauzig, possierlich,verspielt, plagt sich mit einer viel zugroßen Jeans, improvisiert mit einemRiesenhut, folgt tänzelnd dem Swing derBassistin, rockt eine Sequenz.Ohne Worte, mit vielen Geräuschen, Tönenund Klängen wird in kurzen, wunderbarkomödiantischen Szenen von der Neugiereines eigentlich ängstlichen, unsicheren,nicht nur sprichwörtlich grauen Wesens erzählt.Regie führt Michael Miensopust. Unddann trifft das Licht noch einmal die Motte.Es schwingt in Form eines Lampenballons über die Bühne. Die Motte kann nicht widerstehen,spielt mit, verschwindet hinter demBühnenvorhang. Der Vorhang fällt, aneinem Kleiderbügel schimmert ein traumhaftschönes Gewand.Wie tief Schönheit berühren kann, spürenkleine und große Zuschauer im Finale.Anne-Kathrin Klatt schlüpft in diesefluoreszierende Chiffonkreation, führt mitbetörend schönen Bewegungen – mal in der Pirouette, mal in Sprüngen – die Verwandlungihrer Figur vor. Judith Goldbach spieltam Bass das ungarische Kinderlied „KisKacsa“. Vom musikalischen Objekttheaterfür Zuschauer ab vier Jahren sollte man sichunbedingt berühren lassen – im Fitz wiedervon diesem Donnerstag an.